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Rhapsodik der Sterblichkeit
Dienstag, 17. März 2015 / Uhrzeit: 19:30 - 21:00
Über den Dichter Jean Krier
Der luxemburgische Dichter und Chamissopreisträger Jean Krier (Jg. 1949) gehört zu den wichtigsten Stimmen der Gegenwartslyrik im deutschen Sprachraum. Nach seinem preisgekrönten Band »Herzens Lust Spiele« (poetenladen 2010) arbeitete er bereits an der Publikation eines weiteren Gedichtbuchs, als sein Tod in der Uniklinik Freiburg am 12. Januar 2013 alle Pläne zerstörte. Aus dem umfassenden Nachlass mit mehr als 60 Gedichten hat nun der Literaturkritiker Michael Braun einen Nachlass-Band komponiert und mit editorischen Anmerkungen versehen.
Dieser Band »Eingriff, sternklar« beinhaltet einige der eindrucksvollsten Gedichte des Autors, darunter auch Texte, die in der Vorahnung des Todes geschrieben wurden.
„Es sind überwältigend schöne Gedichte, in denen der Ton Hölderlins nachhallt und mit ihm die Bewegung der alkäischen Odenstrophe, vermischt mit den Melancholien eines Bewusstseins, das die Nähe des Todes spürt.“ (Michael Braun)
Der Herausgeber des Bandes, Michael Braun, stellt gemeinsam mit dem Lyriker und Essayisten Henning Ziebritzki das Werk von Jean Krier vor; Henning Ziebritzki hat eigens einen Essay für die Präsentation im Schriftstellerhaus verfasst.
O Stern
Im Frühling stirbt man lichterleicht u steht so auf, dass
von der Kammer ein Stein. Denn schwer nur zu tragen
die Welt, doch schon wieder Schneefall u wie flogen
die Glocken, wie Blüten, spitzenbesetzt. War weit u
breit die Nacht. Vogelgezwitscher dann u der liebe Tag –
schrecklicher noch als der Traum so flatter hier, und dies,
dass nichts schmerzt mehr im Kreuz, nicht Sonne, nicht
Mond, die ganze Musik. War nass der Wald u schwarz
vom Schnee, wenn die Jäger das Restfleisch. Und bleich
das Gebein, nur HundeAugenBlick, der zagt. Zum Barmen
in allen Taschen die Schatten. So aber dem lieben Gott
gefällt. Es ist vollbracht, nun stirbt’s sich schattenleicht.
Jean Krier