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16. April 2018

Entschuldigt bitte, ich habe euch vernachlässigt. Die Gründe dafür: Ich muss einen Fragebogen für stop-n-read, ein Projekt des Literaturlands Westfalen, ausfüllen und tue mich schwer damit.

Zweitens war mein Gatte zu Besuch. Wir haben uns Baden-Württemberg kulinarisch genähert. Ich habe mich von den Nudelgerichten beeindrucken lassen. Woanders gibt es sie ja auch, aber dort waren sie mir keineswegs positiv aufgefallen. Offenbar können sie nur im Ländle gut gekocht werden. Herzlichen Glückwunsch dazu!

Außerdem haben wir uns mehrdimensional durch den Kubus des Kunstmuseums bewegt und uns von Reinhold Nägele durch Stuttgart führen lassen. Wieder einmal musste ich feststellen, dass wir uns nicht progressiv weiterentwickeln, sondern in Kreisbewegungen. Wollt ihr den neuen Bahnhof sehen? Nägele zeigt ihn – 1924.

Am anderen Tag haben wir einen Seitensprung gemacht und Tübingen besucht. Wir haben Studenten beim Staken der Bote über den Neckar beobachtet, den Fortschritt des Frühlings bewundert, sind über Pflastersteine gestolpert, haben Tunnel, Alleen und Aussichten bestaunt und die Aufarbeitung des Nationalsozialismus im Stadtbild anerkannt.

Unser zweiter Seitensprung hat uns nach Esslingen gelockt, wo ein Studienkollege des Gatten lebt. Auf das mittelalterliche Stadtbild konnte ich mich kaum konzentrieren, nachdem unser Freund uns von einer Entwicklung in Ghana erzählt hat: Vor dreißig Jahren hatte er sich ein Haus am Strand gebaut, um eines Tages seine Altersruhe dort zu genießen. Heute mag er nicht mehr dorthin ziehen, weil der Strand unentwegt mit so viel Plastik überschwemmt wird, dass niemand mehr den Abfall entsorgen kann. Und das ist keineswegs der Abfall von Ghana, das ist unser aller Müll, herangeschwemmt von jenem Teppich auf dem Ozean, der derzeit in aller Munde ist.
Globalisierung heißt: Ghana ist in Esslingen zu Gast und unser Müll liegt in Ghana am Strand.

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Anja Liedtke
Anja Liedtkehttps://anja-liedtke.de/
Aus Bochum nach Stuttgart kommt von April bis Juni 2018 Anja Liedtke. Der Schritt dürfte ihr und ihren Figuren nicht so schwer fallen. Anja Liedtke arbeitet derzeit an ihrem fünften Roman “Ein Ich zu viel”. Im letzten Jahr überzeugte Liedtke mit ihrem Roman “Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler” Die promovierte Autorin schreibt Reiseerzählungen, Romane, Theaterstücke und Sachbücher. (Foto: Jörg Abel)