Kaum zu glauben: Nun bleiben mir nur noch knapp drei Wochen hier in Stuttgart. Die Zeit verging bisher im Flug und (von einigen Lesungen und weiteren Veranstaltungen abgesehen) weitgehend am Schreibtisch, und das ist schließlich auch der Sinn und Zweck dieses Aufenthalts: Meinen Erzählband konnte ich hier abschließen und eine Bühnenfassung nach Leonhard Frank. Jetzt werkeln andere daran: Der Erzählband ist im Lektorat und das Stück beim Theater. Letzten Montag habe ich, bei einem Abstecher zuhause in Würzburg, die Bauprobe in den Kammerspielen besuchen können.
Nur von Stuttgart habe ich noch nicht allzu viel wahrgenommen, außerhalb meines kleinen Radius ums Schriftstellerhaus herum. Glücklicherweise liegt es so wunderbar zentral: Ein paar Schritte, und ich bin am Schlossplatz, im Park und in der Fußgängerzone in der Königstraße. Und in anderer Richtung – Entdeckung an meinem ersten Sonntag hier – habe ich es nicht weit zur Puppen- und Bärenklinik. Wie schade, dass ich keinen kranken Bären dabeihabe! Zuhause wartet eine einäugige Katze, aber sie muss einäugig sein, das weiß ich seit Ewigkeiten. Anders geht es nicht (mehr).
So langsam, langsam, erweitert sich aber nun doch noch mein Radius: Letzte Woche bei einem Abstecher in die zur Buchpremiere von Rainer Wocheles „Katzenkönig“ besucht hatte) und die mit der heimatlichen Stadtbücherei, nicht nur was die schiere Größe betrifft, ein so apart gegensätzliches Paar in meinem Kopf abgibt.
Im Café LesBar der Bibliothek allerdings stoße ich auf eine schöne Verwandtschaft: Es wird von der Caritas betrieben; das Würzburger Lesecafé von den Mainfränkischen Werkstätten.
So komme ich nun noch einmal neu hier an, und andererseits ist es nicht zu leugnen: Abschied liegt in der Luft. Vor zwei Tagen habe ich zum letzten Mal an der r Letzt auch noch Geschenke mit auf den Weg und bin gerührt, glücklich und wehmütig, als ich die Treppe hochsteige und in „meine“ Wohnung zurückkehre. Es ist schon spät, denn die „Band 2“-Gemeinschaft beweist immer wieder große Ausdauer darin, sich gegenseitig Texte vorzulesen, fertige oder in Arbeit befindliche, und sie zu besprechen, einander Rückmeldung zu geben, bevor alle wieder in ihren Alltag zurückkehren und hier und da Zeit abzwacken, um schreiben zu können, weiterschreiben, Stück für Stück.
Noch bis weit nach Mitternacht sitze ich da, höre „Märzwald“ von Ulrike Almut Sandig und Marlen Pelny – Lieblingszeilen: Das Kreisen der Wolken, und quer durch den Hof flogen Tiere im Traum –, denke über die Höhe, Breite und Tiefe der Schreib- und Literaturszene nach und wie klein der Ausschnitt doch ist, den der Literaturbetrieb abbildet.
Bis sie mich in den Traum begleiten: die fliegenden Tiere.
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