Meine erste Woche hier in Stuttgart ist die letzte Woche vom Cannstatter Wasen. (Für alle, die nicht aus BaWü stammen: das ist ein Volksfest.) Bis neulich dachte ich, dass es die Wasen heißt, so wie die Wiesn. (Die es schließlich, so mein Eindruck, zu imitieren versucht, aber ich glaube, das hören die Stuttgarter*innen nicht so gern.) Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass das Wiesn-Outfit bei den Schuhen aufhört. Deshalb muss ich, während ich über den Wasen laufe, immer auf die Füße der Menschen schauen, und es stimmt auch hier:
Es steht sich in schickem Schuhwerk einfach nicht so gut betrunken auf Bierbänken, das erscheint mir logisch.
Die Security Leute beäugen mich (schwarze Jeans, schwarzer Kapuzenpullover, schwarze Stiefel) misstrauisch, einer spricht mich an, fragt, was ich suche. Ich suche nichts, ich stehe im Weg, über meinen Kopf werden Maßkrüge balanciert und Tabletts mit halben Hühnern und bergeweise Pommes. Ich bin offenbar im Kinderzelt gelandet, niemand außer mir und den Kellner*innen ist über 25, alle tragen pastellfarbene Dirndl oder Lederhosen und karierte Hemden, und dazu ihre ältesten Turnschuhe, DJ Robin ist da und spielt „Layla“, alle singen mit und ich denke: genau so stelle ich mir den Vorhof zur Hölle vor.
A propos Layla: man hat mich nicht darüber aufgeklärt, dass ich quasi im Rotlichtviertel wohne! Zwei Mal um die Ecke gegangen und schon stehe ich in einer Straße, wo ein Puff neben dem anderen liegt. Aber das kann ein Mädchen von St.Pauli natürlich nicht schocken.