Stuttgart liest ein Buch 2015

»Der Hals der Giraffe« typografisch seziert

Von links: Prof. Stefan Schmid (Gestaltung und Verlagsherstellung), Prof. Dr. Rolf Jäger (Print und Electronic Publishing) und Prof. Ulrich Huse (Lektorat und Verlagswirtschaft) vom Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart.
Von links: Prof. Stefan Schmid (Gestaltung und Verlagsherstellung), Prof. Dr. Rolf Jäger (Print und Electronic Publishing) und Prof. Ulrich Huse (Lektorat und Verlagswirtschaft) vom Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart. (Foto: Tischer)

Ihre Bücher sind ein Gesamtkunstwerk: Als Mediengestalterin und Typografin legt Judith Schalansky großen Wert auf perfekte Gestaltung und perfektes Aussehen ihrer Bücher. So war »Der Hals der Giraffe« nicht nur auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis zu finden, das Buch wurde zudem von der Stiftung Buchkunst zum schönsten Buch des Jahres 2012 gekürt.

Drei Professoren des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien (HdM) analysierten Buch und Taschenbuch der »Giraffe« und gingen der Frage nach, wann ein Buch ein gutes Buch sei – gestalterisch betrachtet natürlich.

In seiner Einführung betonte Prof. Ulrich Huse (Lektorat und Verlagswirtschaft), dass es an diesem Abend nicht um bibliophile, besonders ausgefallene oder gar teure Bücher gehe. Nein, man widme sich der Frage, wie ganz normale Verlagstitel zu besonderen Büchern werden. Typografie und Ausstattung, das wurde an diesem Abend klar, sind keine bloßen Äußerlichkeiten. Wenn man bei der Lektüre eines Buches schnell ermüdet, so muss dies nicht immer am Inhalt liegen. Vielleicht liegt es auch an zu eng gesetzten Zeilen.

Analyse der Giraffe
Bis hin zu Schriftarten und Zeilenabstand: Prof. Stefan Schmid analysiert die Typografie des Buches im Detail. (Foto: Tischer)

Prof. Stefan Schmid (Gestaltung und Verlagsherstellung) analysierte sodann die in Leinen gebundene Ausgabe von »Der Hals der Giraffe« und die Taschenbuchausgabe. Vom Format über die Titelei bis hin zu Schrift und Zeilenabstand sezierte Schmid das Buch. Dabei zeigte sich in beeindruckender Weise, auf welche Details Schalansky geachtet hat. Dass man vieles davon als Leserin oder Leser gar nicht bewusst bemerkt, ist ebenfalls ein Zeichen guter Typografie.

Prof. Dr. Rolf Jäger (Print und Electronic Publishing) zeigte anschließend weitere Beispiele gelungener Bücher. Ein gut gemachtes Buch muss nicht immer in Leinen gebunden sein. Auch mit einfachen herstellerischen und gestalterischen Mitteln lassen sich Bücher produzieren, die man gerne in die Hand nimmt und liest.

In der anschießenden Gesprächsrunde, in die auch das Publikum miteinbezogen wurde, ging man zudem der Frage nach, wie Verlagshersteller reagieren, wenn Autorin oder Autor bei der Gestaltung mitreden will.

Klare Aussage: Wenn ein Profi wie Judith Schalansky am Werk ist, kann man sich als Verlag glücklich schätzen. Ansonsten ist es oftmals – im Dienste des schönen Buches – ratsamer, den Autor von eigenen Ideen abzubringen. Wolfgang Tischer

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