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22. Juni 2018

Ein Gang über die weiten, ungemähten Grasflächen unter den solitären Bäumen des Rosensteinparks führt in das heiße und hinreißende Wilhelma Theater. Kurt Weills Street Scene kann mich allerdings nicht begeistern. Der Versuch, die amerikanische Flüchtlingslagersituation auf heutige Lager zu übertragen, wirkt gezwungen und hebt das Veraltete eher noch hervor.

Am nächsten Tag ein Abstecher nach Freiburg. Stadt der Zukunft, möchte ich titeln. Statt auf Autos muss die Fußgängerin auf Hunderte von Fahrrädern achten. Ein Zähler an einer Fahrradstraße meldet über 10 000 Radler am heutigen Tag und knapp zwei Millionen bisher in diesem Jahr. Das macht eine Einsparung von 1000 Tonnen CO2. Unter der VHS Bochum befindet sich ein Parkhaus, bei der VHS Freiburg eine Radstation. Die reicht nicht aus. An der Universität wird wild geparkt, eine Lösung muss gefunden werden, bevor die neue Straßenbahn in Betrieb genommen wird. Verkehrssysteme der Zukunft. Ich komme mir vor wie im Science-Fiction. Dazu passen die überdurchschnittlich vielen jungen Menschen und Kleinkinder.

Jürgen Lodemann hält eine Vorlesung über den Siegfried im Nibelungenlied und bei Wagner. Er erklärt den ersten für einen Friedensstifter, den zweiten für einen Helden, Märtyrer und Mörder. Bei Wagner werde er dargestellt, wie der Nationalsozialismus sowohl ihn als auch das deutsche Volk sehen wollte.

Anja Liedtke
Anja Liedtkehttps://anja-liedtke.de/
Aus Bochum nach Stuttgart kommt von April bis Juni 2018 Anja Liedtke. Der Schritt dürfte ihr und ihren Figuren nicht so schwer fallen. Anja Liedtke arbeitet derzeit an ihrem fünften Roman “Ein Ich zu viel”. Im letzten Jahr überzeugte Liedtke mit ihrem Roman “Schwimmen wie ein Delfin oder Bowies Butler” Die promovierte Autorin schreibt Reiseerzählungen, Romane, Theaterstücke und Sachbücher. (Foto: Jörg Abel)