Im August und September 2024 absolvierte ich mein Praktikum im Hausle in der Kanalstraße 4. Ein Jahr ist das nun her – Zeit für einen Rückblick!

Als ich mich letztes Jahr für mein Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft auf die Suche nach einem Praktikumsplatz machte, war mir klar: Ich mochte in den Literaturbetrieb. Genauer gesagt: Ich will erfahren, wie Literatur in Veranstaltungen, Publikationen, Stipendien und anderen Projekten allen Menschen zugänglich gemacht werden kann.
Das Stuttgarter Schriftstellerhaus kannte ich zuvor nicht und es war eher ein glücklicher
Zufall, bei meiner Suche diese unscheinbare Oase der Literatur mitten in der City entdeckt zu haben. Schnell habe ich gemerkt, dass das Schriftstellerhaus eine einzigartige Literaturinstitution ist. Es ist ein Zuhause für Autorinnen und Autoren, in dem Literatur nicht nur vermittelt, sondern auch gelebt und geschaffen wird. Hier finden alle Seiten des Buches Platz: Eng mit dem Schreiben verbunden sind stets das Lesen, das Publizieren und Vermarkten sowie die öffentliche Diskussion von Literatur. Das Besondere ist, dass hier all diese Facetten des Literaturbetriebs im Haus und im Verein direkt aus der schaffenden Perspektive von Autorinnen und Autoren vermittelt und reflektiert werden. Dieser neue Blickwinkel machte mich neugierig und auf meine Initiativbewerbung hin durfte ich ihn zwei Monate lang selbst einnehmen.
In dieser intensiven Zeit habe ich wunderbare Menschen kennengelernt und gemerkt, dass mir die Arbeit in einer Literaturinstitution wirklich viel Freude bereitet, obwohl sie so einnehmend ist. Da sich das Schriftstellerhaus vor einem Jahr mitten im Transformationsprozess befand, war meine Praktikumssituation eine Ausnahme. Zusätzlich zu einigen üblichen Aufgaben in Management und Vermittlung kam einiges an Büroarbeit auf mich zu: Listen, randvolle Postfacher, Formulare – sortieren, ausmisten, aktualisieren.
Zum einen habe ich dabei gelernt, dass mir Verwaltungsarbeit sehr liegt, aber andererseits ist in dieser Ruhephase und Regeneration des Hauses auch der Veranstaltungsbetrieb kürzer getreten. Dennoch wurde immer darauf Wert gelegt, dass ich eine Vielzahl lan Tätigkeiten ausüben kann und trotz des minimierten Veranstaltungsplans gewann ich einen differenzierten Blick in die Arbeit des Schriftstellerhauses.

In einer solch herausfordernden Zeit der Neuaufstellung hat es mich vor allem sehr gefreut, das Haus in seiner Transformation ein Stück zu begleiten und zu unterstützen. Das ist es, was mich wahrend des Praktikums am meisten in meinem Berufswunsch bestätigt hat: Ich konnte etwas bewirken und meine Arbeit hatte einen Zweck. Mir wurde genau das richtige Maß an Verantwortung zugetraut und ich hatte das Gefühl, eine wirkliche Hilfe zu sein. Für eine Praktikumstätigkeit ist diese Art der Wertschatzung (leider!) immer noch ein großes Privileg und ich bin sehr dankbar, dass mir dieser vertrauensvolle Umgang im Schriftstellerhaus zuteilwurde.
Wer jetzt ein Praktikum in der Kanalstraße 4 beginnt, wird die Zeit im Hausle unter ganz
frischen Umstanden verbringen und darf sich freuen auf einen breit gefächerten Einblick
in das literarische Feld Stuttgarts mit großartigen Menschen an einem ganz besonderen
Ort. 10/10 would recommend!

Zum Schluss meine Top 5 Lieblingserinnerungen:
Platz 5: Ramen essen und spazieren gehen im Bohnenviertel
Platz 4: gemeinsames Brezelfrühstück mit dem Team beim Jour Fixe
Platz 3: der monatliche Schreibtisch des Jungen Schriftstellerhauses
Platz 2: Anthologien aus der Bücherwand im Büro nach Zitaten durchstöbern und sich
dabei ein wenig in den Texten verlieren
Platz 1: Events: Lyriknacht, Lesungen,Workshops und ein Besuch bei der Verleihung des Schillerpreises der Stadt Marbach – allesamt echte Highlights!