Am 27.05.2019 begrüßte Meike Jung von der Stadtbibliothek Stuttgart die drei Preisträger des Drei-Länder-Schreibwettbewerbs im hauseigenen Café LesBar. Dieser Preis wurde im Jahr 2018 erstmals vom Literaturmagazin Narr, Literaare, dem Stuttgarter Schriftstellerhaus und literatur:vorarlberg-netzwerk für Nachwuchsautorinnen und Autoren ausgeschrieben. Moritz Heger, Vorstandsvorsitzender des Schriftstellerhauses und auch Mitglied der Jury, moderierte den Abend.
Die Jury habe die drei Gewinner aus 305 Texten ausgewählt, erläuterte Heger. Voraussetzung zur Teilnahme an dem Schreibwettbewerb für den literarischen Nachwuchs war, noch keine Buchveöffentlichung vorweisen zu können. Eine Altersbeschränkung gab es ebenso wenig wie die Vorgabe eines Genres. Es setzten sich Hannah Schraven (Lyrik), Simon Sailer (Prosa) und Christian Reimann (Prosa) bei diesem Wettbewerb durch.
Hannah Schraven, geboren 1992, studierte am Institut für Literarisches Schreiben in Hildesheim und arbeitet vor allem mit Klang-Text-Collagen.
Der Wiener Simon Sailer, geboren 1984, studierte Philosophie und Kunst. Seit 2017 veröffentlicht er in literarischen Zeitschriften und Anthologien. Sein im März erschienener Debütroman Menschenfisch lag zum Zeitpunkt des Wettbewerbs noch nicht vor. Simon Sailer entfaltet in Origamien fantasievolle Geschichten, die sein Protagonist beim Falten von Papierfiguren entwickelt.
Der in der Nähe von Berlin lebende Christian Reimann las seine Erzählung Einzelzimmer. Darin nimmt er den Leser in ein Altersheim mit und beschreibt die dort herrschende Tristesse. Reimann hat mit seinem Text den Publikumspreis beim Literaare-Festival gewonnen.
Unterschiedliche Arbeitsweisen
Im Gespräch mit Moritz Heger erzählen die drei, wie sie arbeiten. Hannah Schraven eher Old School: morgens im Bett schreibe sie von Hand, sortiere ihre ersten Einfälle. Daraus entwickele sich bei ihr ein architektonischer Schreibprozess.
Christian Reimann schreibe so vor sich hin, wie er das bescheiden formulierte. Den größten Teil des Tages beschäftige er sich mit dem Lesen von Romanen. Dabei gehe es ihm nicht um die Quantität, sondern um die Qualität. Bis zu acht Stunden jeden Tag lese er immer die gleichen Romane, um das Handwerk großer Autoren zu studieren. James Joyces Ulysses müsse man einfach ein dutzendmal lesen, um ihn ganz zu durchdringen, Kafkas Schloss habe er mindestens zwanzig Mal gelesen, ebenso Camus und Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann. Immer wieder nehme er sich diese wenigen Werke vor, um so Stil, Konstruktion und Sprachmelodie seiner großen Vorbilder zu erfassen.
Michael Seehoff