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Von Physikern und Schmetterlingsforschern – ein Abend mit Steffen Schroeder

Wie kommt man auf die Idee, einen Roman über Max Planck zu schreiben? Was gab den Impuls, sich als erfolgreicher Schauspieler dem Schreiben zuzuwenden? Und was bitte ist ein Lepidopterologe?

Foto: Hannes Keller
Foto: Hannes Keller

Das waren nur einige der Fragen, die der erste Stipendiat des Jahres 2023, Steffen Schroeder, bei seiner Vorstellung in der Akademie für gesprochenes Wort beantwortete. Nach einer Einführung von Astrid Braun, in der sie dem zahlreich erschienenen Publikum kurz und prägnant die Arbeit des Schriftstellerhauses vorstellte, übergab sie das Wort Steffen Schroeder. Die Frage, wie er auf die Idee, einen Roman über Max Planck zu schreiben kam, war rasch beantwortet: Seine Ururgroßmutter war die Halbschwester des Physikers. Bei seinen Großeltern hing ein gerahmter Brief von „Onkel Max“ über dem Sofa, auf dem ein großer Tintenfleck prangte, neben dem stand: „Entschuldige den Flecken“. Das beeindruckte den Jungen.

In seinem Roman „Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor“ geht es jedoch um die tragische Seite der Familie. In einem relativ knappen Zeitraum (Oktober 1944 – Mai 1945) siedelt der Autor einen entscheidenden Abschnitt im Leben der verschiedenen Protagonisten des Romans an unterschiedlichen Orten an. Zwischen zwei Leseabschnitten, die einen guten Eindruck von Stil und Atmosphäre des Romans gaben, erzählte Schroeder dem interessiert lauschenden Publikum von den umfangreichen Recherchen, die dem Schreiben vorangegangen waren. Dabei entdeckte er nicht nur einen bisher unbekannten Nachlass, sondern suchte auch ganz gezielt nach skurrilen Dingen, die der tragischen Geschichte eine gewisse Leichtigkeit geben sollten. So kommt in seinem Roman auch der Bier trinkende Kater des Professor Sauerbruch in der Berliner Charité vor und die Lektüre von Briefen Albert Einsteins führten den Autor zu der Erkenntnis, dass dieser „wohl ein ziemlich grauenvoller Vater und Ehemann war“.

 

Foto: Susanne Martin
Astrid Braun und Steffen Schroeder im Gespräch (Foto: Susanne Martin)

Im anschließenden Gespräch mit Astrid Braun erfuhren die Zuhörer:innen auch, wie er zum Schreiben kam: Schon als Kind schrieb er gerne (damals waren es noch Märchen) und als er dem Kollegen und Freund Michael Degen während der gemeinsamen Arbeit an einem Theaterstück von seiner Arbeit als ehrenamtlicher Vollzugshelfer erzählte, ermunterte dieser ihn, seine Notizen zu einem Buch zu verarbeiten. Nach dem Erfolg von „Was alles in einem Menschen sein kann. Begegnungen mit einem Mörder“ (2017) folgte 2020 sein erster Roman „Mein Sommer mit Anja“.

Bleibt noch die Frage, was es mit dem Lepidopterologen auf sich hat. Sein aktuelles Projekt, an dem er hier in Stuttgart arbeitet, dreht sich um zwei leidenschaftliche Schmetterlingsliebhaber:  den Theaterautor und Liebhaber von Schmetterlingen Ferdinand Ochsenheimer und dessen Freund, den Schriftsteller und Regisseur Georg Friedrich Treitschke. Dieser wirkte zu Beginn des 19. Jahrhunderts am k.k. Hoftheater Wien, dem späteren Burgtheater und holte Ochsenheimer nach Wien. Beide veröffentlichten im Auftrag von Kaiser Franz II. ein mehrbändiges Standardwerk der Lepidopterologie, der Schmetterlingskunde. Im Romanprojekt kommen zwei Leidenschaften von Steffen Schroeder zusammen: Die Liebe zum Theater und die zur Biologie.

Als letzten Leseabschnitt hörte das Publikum mit dem Prolog zum geplanten Roman denn auch eine Kostprobe aus dem noch im Werden begriffenen Werk, die definitiv Lust machte, das Buch nach Erscheinen zu lesen.     Susanne Martin

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