Der 2. Oktober 2023 war ein Tag des Anfangs bei uns im Schriftstellerhaus: Unsere neue Geschäftsleiterin Janina Hecht nahm ihre Tätigkeit auf und für Janna Steenfatt war es der erste Tag ihres Aufenthaltsstipendiums bei uns: Sie erhielt das Stipendium des Landes Baden-Württemberg und arbeitet während ihrer Zeit in Stuttgart an letzten Änderungen an ihrem Roman „Mit den Jahren“.
An einem stürmisch-regnerischen Novemberabend stellte sich Janna Steenfatt im Gespräch mit Janina Hecht im gut gefüllten Haus vor. Nach einer kurzen Einführung las sie den Anfang ihres Debüts „Die Überflüssigkeit der Dinge“. Sehr lange habe sie für diesen Roman gebraucht, erzählte sie im Gespräch mit Janina Hecht, und in ein Vakuum hineingeschrieben, denn sie hatte zu diesem Zeitpunkt weder einen Verlag noch eine Agentur. Beim zweiten Buch sei ihr das schon deutlich leichter gefallen: Sie habe gelernt, effektiver zu schreiben und werde mittlerweile auch durch eine Agentur unterstützt.
Schriftstellerin wollte Janna Steenfatt schon immer werden, das steht bereits in ihrem ersten Freundebuch. Damals musste sie sich das Wort noch von ihrer Mutter buchstabieren lassen. Unter welch prekären Bedingungen jedoch Literatur häufig entsteht, wurde ihr erst als Erwachsene klar. In einem Essay, den sie für den Band „Brotjobs und Literatur“ aus dem Verbrecher Verlag schrieb und den sie vortrug, bekamen die Zuhörenden des Abends einen Eindruck von der ganzen Bandbreite der Jobs, die das Leben der Autorin mitfinanzieren.
Der letzte Leseabschnitt des Abends war eine Premiere: Janna Steenfatt las einen Auszug aus ihrem Roman, der im März 2024 pünktlich zum Beginn der Leipziger Buchmesse im Nagel & Kimche Verlag erscheinen wird. Die Orte, in denen ihre Romane spielen, sind für sie zentral: Bei ihrem Debüt ist es ihre Geburtsstadt Hamburg, die Dreiecksgeschichte, um die es in „Mit den Jahren“ geht, ist in Leipzig angesiedelt, der Stadt, in der sie lebt und studiert hat. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass es wenig aktuelle Romane gibt, die in Leipzig spielen. In ihm wechselt sie auch von der Ich– in die personale Perspektive.
Mit großer Aufmerksamkeit folgte das Publikum den so unterschiedlichen Leseabschnitten, ein leises Lachen immer wieder zwischendurch zeugte vom lakonischen Humor, der die Texte durchzieht. In der abschließenden Fragerunde ging es nicht nur darum, wie autobiographisch ihr Schreiben ist (lediglich kleine Dinge hingen direkt mit ihrem Leben zusammen), sondern auch darum, wie sie sich in Stuttgart fühlt (sie kennt die Stadt schon gut, aber leben wollte sie hier nicht).
Die Zeit jedenfalls verging wie im Flug und manche:r hätte Janna Steenfatt gerne noch länger zugehört!
Text und Bilder: Susanne Martin