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Lesung Thomas Rosenlöcher

Thomas Rosenlöcher - Foto: Michael Seehoff
Thomas Rosenlöcher – Foto: Michael Seehoff

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas Rosenlöcher bringt ein heiteres Lachen und Gedichte randvoll mit Humor gefüllt ins Schriftstellerhaus. Davon konnten sich die Mitglieder des Stuttgarter Schriftstellerhauses nach ihrer Mitgliederversammlung am 6. Oktober bei der Vorstellung des neuen Stipendiaten überzeugen.

Thomas Rosenlöcher, der aus Dresden stammende Schriftsteller und Lyriker, wird im letzten Quartal die Wohnung in der Kanalstraße 4 für seine Arbeiten nutzen. Er ist von September bis Dezember als Stipendiat nach Stuttgart gekommen und hat schon das Publikum der langen Nacht der Lyrik im September für seine Lyrik begeistern können.

Er ist dieses Jahr 68 Jahre alt geworden, hat aber seinen jungenhaften Humor ebenso wenig abgelegt wie sein „Sandsteindräsden“. Wenn die Kindheit eine notwendige Bedingung des Staunens ist, dann fällt es schwer, ist sie vorüber, sich dem Alltag zu entziehen. In seinen Gedichten lässt er die Zeit immer wieder still stehen, um diesem Staunen nachzuspüren.

Rosenlöcher wird zu Rosenlechner

Von Robert Gernhardt wurde Thomas Rosenlöcher mal auf die Schippe genommen, als dieser meinte, den Namen Rosenlöcher könne sich niemand merken, Gernhardt machte daraus “Rosenlechner”, was Rosenlöcher in einem Prosatext  über die Motorlosigkeit einer “Treibzille” verarbeitete.

Seine Lyrik ist geprägt von der Beobachtung der Natur und der Andacht zum Kleinen. Es ist verständlich, dass er dafür in der alten DDR beargwöhnt wurde. Seine Texte, erfüllt von Ironie und Heiterkeit, fragen doch ernsthaft nach dem Zustand der Welt und lassen letztlich im Idyll keine Behaglichkeit aufkommen. Ein ganz kurzes Gedicht, an diesem Abend vor ihm vorgetragen, macht dies deutlich:

Die Wirtschaftskrise

Das Zeitungsblatt sagt: „Es wird schlimmer“
Das Lindenblatt: „Es bleibt wie immer“

Thomas Rosenlöcher bei Suhrkamp und Insel

Im Westen wurde er erst nach der Wende bekannt, hatte das Glück, beim Suhrkamp/Insel Verlag verlegt zu werden. Auch nach der Wende mischt er sich mit gesellschaftskritischen Texten ein, so hat er sich 2008 gegen den bevorstehenden Bau der Waldschlößchenbrücke in Dresden ausgesprochen und hat sich in den Auseinandersetzungen um das Schicksal des Suhrkamp Verlags zu Wort zu Wort gemeldet. Bauaktivitäten verfolgen ihn auch in Stuttgart: Sanierung des Hochhauses, Bau des Dorotheen-Quartiers, Stuttgart 21. Selbst in der Nacht hört der Dichter den Lärm. Kein Idyll nirgends!

Wendet er sich in Richtung Leonhardskirche, so wird er die „Neonikone“ treffen, die er so trefflich in einem Gedicht seinem Band Hirngefunkel (Insel-Bücherei Nr. 1369) beschreibt. Er traf sie in Amsterdam, als er um die Ecke bog und in dem Fenster eine Hure stand ….

Wir sind gespannt, welche Eindrücke Thomas Rosenlöcher am Ende seines Stipendiums im Schriftstellerhaus in lyrische Form gebracht hat.

Michael Seehoff

Siehe auch: www.lerchenflug.de/elsternest/saechsischer-humor/

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