
Es ist nicht eben viel, was in eine Streichholzschachtel passt. Und dennoch ein genialer Titel für das letzte Buch des Lyrikers Walle Sayer aus Horb. An diesem Abend im Stuttgarter Westen bei einer Familie, die ausdrücklich darauf bestanden hatte, Walle Sayer einladen zu dürfen, passten die Gäste sehr wohl in das geräumige Wohnzimmer, von dem aus der Blick über die Stadt schweifen kann.
Walle Sayer hatte einige seiner Bücher mitgebracht und konzentrierte sich auf einen Querschnitt aus Gedichten und Prosaminiaturen zum Thema Heimat. Er mäanderte durch die Texte und gleichzeitig auch durch seine Lebensgeschichte, den heimatlichen Ort, die Familie, die Gegenstände, die Eindrücke, die ihn zu einem Gedicht inspirierten. Wie sehr Leben und Dichtung bei Sayer ineinander verschlungen sind, machte dieser Abend deutlich, ja, die Poetik des Lyrikers enthüllte sich in in dieser wunderbaren Mischung aus persönlicher Erzählung und Texten.
„Was in die Streichholzschachtel paßte
für Hubert Klöpfer
Die abgekaute Veilchenwurzel. Ein vertrockneter Libellenflqügel. Der versteinerte Stielrest einer Seelilie. Die Gedenkmünze des plattgewalzten Pfennigs. Ein Kirschkern. Ein verlorenes Knopfauge. Das Glöckchen von einem Narrenkleid.“
Walle Sayer
Diesen titelgebenden Text nahm die Gastgeberin zum Anlass, neben einem deliziösen Buffett für jeden Gast eine Streichholzschachtel zu basteln und zu überreichen. Auf dass der Gedanke wörtlich genommen werde. Was für eine schöne Geste, den Abend in der Erinnerung zu materialisieren.

Walle Sayer: Was in die Streichholzschachtel paßte – Feinarbeiten. Gebundene Ausgabe. 2016. Klöpfer + Meyer GmbH + Co. KG. ISBN/EAN: 9783863514112.