Lesung Regina Scheer: Machandel

    Regina Scheer liest in Stuttgart
    Regina Scheer liest in Stuttgart

    Fast 500 Seiten umfasst der Roman von Regina Scheer unter dem klangvollen Namen “Machendel” (Wacholder). Das fiktive Dorf in Mecklenburg und seine Bewohner verfolgt Scheer von den 30er Jahren bis nach der Wende in die 90er Jahre. Aus fünf Erzählstimmen setzt sich dieses Epos zusammen: Clara, die Hauptfigur, die sich über viele Jahre hinweg immer wieder aus Berlin in das Dorf zurückzieht, dabei ihre eigene Lebensgeschichte und die einiger Dorfbewohner im wahrsten Sinne ausgräbt, Natalja, die russische Zwangsarbeiterin die 1941 nach Machandel kam sowie Emma, eine Hamburgerin, die es 1943 ins Dorf verschlug und die sich um sieben verwaiste Kinder kümmerte – das sind die weiblichen Stimmen. Aus männlicher Sicht kommen Hans, der Vater von Clara zu Wort und Herbert, ein Freund der Familie.
    Als Bindeglied und Leitmotiv fungiert das Märchen vom Machandelbaum, in dem ein Mädchen die Knochen ihres toten Bruders unterm Baum begräbt, der dann als Vogel wieder lebendig wird und sein Lied vom Mord durch die eigene Stiefmutter singt. Das Märchen wird zur Allegorie: Erinnerungsstücke der vergessenen Toten kommen ans Tageslicht in der Hoffnung auf Erlösung durch Erinnerung.
    Ein gewaltiger, geschichtsträchtiger Stoff, den die Historikerin und Publizistin Scheer in faszinierender und bildlicher Sprache gestaltet hat. Individuelle Geschichte und Weltgeschichte werden ineinander verwoben, ein Fokus liegt dabei besonders auf der Erosion der ehemaligen DDR.
    Nach der Sommerpause nahmen die Salonabende mit der Erzählerin Scheer, geboren in Ost-Berlin, Fahrt auf – im immer noch sommerlichen Hedelfingen und mit einem guten Tropfen aus der Gegend.

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    Intro, Technik und Schnitt: literaturcafe.de