Mit ihrem autobiographischen Roman „Maman“ stand Sylvie Schenk auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023. Wir freuten uns, dass wir sie gemeinsam mit der Stadtbibliothek für einen literarisch-musikalischen Abend in Stuttgart gewinnen konnten.
Zu Beginn des Abends sprach unser erster Vorsitzender Moritz Heger mit der deutsch-französischen Autorin, die seit fast 50 Jahren in Deutschland und Frankreich lebt und gerade ihren deutschen Wohnsitz von Stolberg ins nahegelegene Aachen verlegt. In ihrem Roman nähert sie sich ihrer Mutter an, die kaum mit ihren 5 Kindern sprach – ein schmerzhaftes und schwieriges Thema, dem sie sich erst jetzt schreibend stellen konnte. Sie habe sich nie getraut, der Mutter Fragen zu stellen, erzählte Sylvie Schenk, erst der Schreibprozess habe ihr erlaubt, tiefer in das Leben der Mutter einzutauschen. So wurde das Schreiben auch zu einer Versöhnung mit sich selbst, da es für die Versöhnung mit der Mutter zu spät war.
Die autofiktionalen Romane von Sylvie Schenk sind knappe, kurze Romane, ihr Schreiben soll keine Therapie sein, sondern es geht ihr um Wahrhaftigkeit, sie möchte jedes „Geschwätz“ vermeiden. Vor dem Beginn ihrer Arbeit an „Maman“ sprach sie mit all ihren Geschwistern, denn durch den teilweise großen Altersunterschied haben sie ganz unterschiedliche Erinnerungen. So entstand ein literarisch kunstvolles Buch über das Leben einer Frau, unehelich und ungewollt, die lieber schwieg und wenn sie einmal sprach, dann nicht zu ihrer Familie, sondern in Schränke hinein zur Wäsche.
In dem sich anschließenden Textkonzert las Sylvie Schenk einige Passagen aus dem Roman, der Saxophonist Heribert Leuchter ergänzte die Texte mit Musik, die ursprünglich für ein Hörbuch geplant war, das dann aber doch ohne Musik produziert wurde. Der intensive, zu Herzen gehende Vortrag von Sylvie Schenk ergänzte sich perfekt mit den musikalischen Passagen und machte diesen Abend zu einem ergreifenden Erlebnis.
