Am 3. Dezember hatten wir gemeinsam mit der Stuttgarter Stadtbibliothek und der Stuttgarter Regionalgruppe des Branchennetzwerkes BücherFrauen e.V zur Vorstellung unserer Stipendiatin Slata Roschal eingeladen. Im Gespräch mit Moderatorin Astrid Braun erlebten die Gäste im gut gefüllten Café Lesbar im 8. Stock der Bibliothek einen Parforceritt durch das Werk der Autorin: Slata Roschal las sowohl aus ihren beiden Romanen als auch aus ihren Gedichten.
In ihren Romanen geht es um Identität, Kulturwechsel, ökonomische Abhängigkeiten, Mutterschaft und Einsamkeit. Dabei gibt es in ihnen keine Handlung: In „153 Formen des Seins“ sind es kurze, völlig unterschiedliche Textpassagen, in denen es um die vielen Aspekte einer Identität geht. Um den Überblick zu behalten markierte sich Slata Roschal während der Arbeit die verschiedenen Textarten, mit Farben. Im neuen Roman „Ich möchte Weintrinken und auf das Ende der Welt warten“ erwartet die Lesenden ein Gedankenstrom der Protagonistin – das einzig verbindende ist ein Arbeitsauftrag, den sie als Übersetzerin hat. Dass nichts passiert in ihren Romanen „das muss man aushalten“ sagt die Autorin. Von denen, die ihre Bücher lesen, erwartet sie, dass sie sich einlassen auf die Texte, dann werden die Themen auch zu ihnen kommen.
Für ihren ersten Roman verbrachte sie nach eigener Aussage mehr Zeit für die Suche nach einem Verlag als damit, den Text zu schreiben. Als dieser jedoch mehrfach ausgezeichnet wurde (unter anderem mit dem Christine Literaturpreis der BücherFrauen) war die Verlagssuche für „Ich möchte Weintrinken und auf das Ende der Welt warten“ deutlich einfacher: „Je mehr Preise und Nominierungen, desto größer werden die Verlage“ stellte Slata Roschal lakonisch fest. Immer wieder schimmerte im Gespräch durch, welche Probleme nicht nur die Protagonistinnen ihrer Romane, sondern auch die Autorin selbst beschäftigen. Trotzdem wehrt sie sich entschieden dagegen, ihre Texte seien autofiktional.
Bei uns im Schriftstellerhaus hat Slata Roschal das Lyrikstipendium inne und arbeitet an ihrem dritten Lyrikband, der im Frühjahr 2025 im Wunderhorn Verlag erscheinen wird. So kam das Publikum gegen Ende des Abends auch in den Genuss, einige ihrer noch unveröffentlichten Gedichte zu hören. Auch in ihren Romanen finden sich übrigens lyrische Elemente, sei es durch die Verwendung ganz unterschiedlicher Textformen oder auch generell durch die vielseitige Verwendung von Sprache. Allen ihren Texten, sei es Prosa oder Lyrik, ist eines gemein: Sie werden geschrieben, weil sich Slata Roschal dafür interessiert, wie es weitergeht, nicht, weil sie eine Botschaft senden möchte.
Am Ende dieses intensiven Abends war allen Gästen klar: Hier ist eine Autorin zu entdecken, die sich der klaren Einordnung in literarische Kategorien entzieht und gerade deshalb besonders lesenswert ist!
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Die Dankesrede von Slata Roschal bei der Verleihung des BücherFrauen Literaturpreises Christine können Sie hier nachlesen. Wenn Sie lieber hören als lesen, können sie die Laudatio und die Dankesrede im Podcast Buchmacherinnen nachhören.