Wieder vor ausverkauftem Haus in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz sprach Arno Geiger an diesem Abend nicht über die Drachenwand, sondern über seinen größten Bucherfolg „Der alte König in seinem Exil“.
Dieser autobiografisch getönte Roman, der 2011 eschienen ist, thematisiert die Demenzerkrankung des Vaters.
Mit ein Ausgangspunkt für das Buch war ein Artikel in der FAZ von Hans Küng über seinen Freund und geistigen Weggefährten Walter Jens und dessen Demenzerkrankung. Tenor des Beitrags Küng im Mai 2009: der Wunsch, die Sterbehilfe-Diskussion zu beleben. Hinter diesem Wunsch steht indirekt die Frage, ob das Leben als Demenzkranker noch lebenswert ist.
Nur wenige Monate später schrieb Arno Geiger eine Replik in der FAZ mit dem Titel: „Der alte König nimmt den Hut“. Mit ein Ausgangspunkt für seinen zwei Jahre später erschienenen Roman.
Drei Passagen las Rudolf Guckelsberger, dazwischen fanden Wolfgang Niess und Arno Geiger zu einem sehr entspannten, emotional bewegenden Gespräch über die lange Krankheit des Vaters und die „Strategie“ der Familie Geiger, mit dem Vater umzugehen.
Eine Strategie, die auch Inge Jens beeinflusste in der Betreuung ihres Mannes.
Viele Jahre konnte der Vater zuhause betreut werden, Arno Geiger verlegte seinen Arbeitsplatz über lange Zeit in das Wohnzimmer seiner Eltern und schrieb zum Teil ganze Dialoge mit seinem Vater nieder, um Zeugnis abzulegen. Für den Autor und Sohn die Erkenntnis: Für den Vater war die Erkrankung schrecklich, die Familie sei jedoch zusammengerückt. Körperliche Nähe sei intensiver gewesen. „Ich habe weniger Angst vor dem Alter, ich möchte kein Jahr hergeben mit meinem Vater“. Astrid Braun