Offen gestanden tue mich für gewöhnlich schwer mit Romanen, deren Hauptfiguren Lehrer sind. Das hat verschiedene Gründe, von denen die meisten, wie in Geschmacksfragen üblich, keine wirklich guten sind.
Walter Kappachers Selina ist allerdings weit mehr, als die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Auch beim Wiederlesen packt mich aufs Neue die unwahrscheinliche kompositorische Sicherheit, mit hier ganz leise vom ganz Großen erzählt wird. Stefan, ein Lehrer in mittleren Jahren aus Salzburg, nimmt sich eine Auszeit, um ein altes, abgelegenes Bauernhaus in der Toskana zu renovieren. Die Zeit in dem Haus, so stellt er sich das vor, soll zugleich eine Zeit der Ruhe sein, die ihm im Alltag so oft fehlt und nach der er sich sehnt – auch, um sich endlich mit dem schon lange an ihm nagenden Zweifel auseinanderzusetzen, ob er sein Leben so lebt, wie er es möchte. Kappacher gelingt es, dass sich bei mir als Leser die Ruhe einstellt, nach der sich Stefan sehnt – und die er doch selbst nicht erreicht. Oder tut er es doch?
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